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tanzen im Mondschein

Als Hoffnung noch nach Patchouli roch

Portrait mit Blumen im Haar - Petra Voithofer
Donnerstag, 24. Juli 2025

Ein Poetry-Slam, inspiriert vom heutigen Neumond – ein Versuch, einfach zu sein und in Erinnerungen zu schwelgen.

Zum Nachlesen

🎤 Als Hoffnung noch nach Patchouli roch

(Ein poetischer Ruf an das echte Leben)

Ich war dabei
damals, als Hoffnung noch nach Patchouli roch
und nicht nach Bildschirmblau.
Als wir dachten, dass Frieden einfach kommt,
wenn wir gemeinsam laut genug darüber singen.

Ich war dabei
als Gedanken flogen, leicht wie Pusteblumen.
Als Träume keine Konzepte brauchten
und wir noch wünschten,
nicht bestellten, nicht downloadeten.
Als wir zum Himmel blickten.
um die Sonne zu suchen
nicht aufs Handy, um die Wetter-App zu befragen.

Ich war dabei
damals, als Herzen noch vor Liebe brannten
strahlend hell, auch an dunklen Tagen.
Als Liebe vom Du lebte nicht vom Ich.
Als wir an das Für immer“ noch glaubten -
nicht ans Event, die Location, den Dresscode
oder eine überdimensionale Hochzeitstorte.

Ich war dabei
als Beziehung noch kein Wegwerfartikel war.
Wenn die Schmetterlinge im Bauch müde wurden vom Flattern,
gab man ihnen Raum zum Ruhen.
Und wenn das Feuer nicht mehr lichterloh brannte,
blieb doch die heiße Glut,
die unsere Träume noch wärmte.

Ich war dabei
damals, als Vertrauen noch süß wie Sommer schmeckte.
Wir wussten, dass die Erde nicht uns gehört
sondern wir ihr.
Dass Nahrung ein Geschenk ist,
keine Verpackungseinheit in Plastikfolie.
Dass Klima keine Verträge braucht
sondern Dankbarkeit und Bewusstsein.

Ich war dabei
als wir von alleine wussten,
dass ohne Bienen und Bäume,
ohne Vielfalt,
das Lied des Lebens verstummt.
Und ich will felsenfest daran glauben,
dass Kinder wieder auf Bäume klettern
statt auf Karriereleitern.
Dass sie den Duft von Erde erkennen
und sich nicht nur an Passwörter erinnern.

Ich war dabei
damals, als wir unsere Jugend wie Sodawasser fühlten:
prickelnd und klar
nicht wie eine abgestandene, schale, braune Brühe.
Gänsehaut beim Gitarrensolo.
Tränen beim Klang einer Stimme.
Ekstase beim Tanzen
nicht beim Posten.

Ich war dabei
damals warnten sie uns vor Räucherstäbchen und Alkohol.
Heute sind wir süchtig nach Aufmerksamkeit,
nach Filtern,
nach fremden Leben auf Bildschirmen und Bühnen.

Emotionen mussten nicht perfekt sein, sondern echt.

Und irgendwann begannen wir,
Menschen in Schubladen zu stecken.
Boomer. Gen Z. Millennial. Snowflake. Narzist
Als wäre der Geburtsjahrgang: eine Diagnose, ein Argument

So lässt man uns leichter gegeneinander aufhetzen:
Polarisieren statt zuhören.
Diskriminieren statt verstehen.

Wir vergessen,
dass jeder Mensch einzigartig ist
nicht sortierbar. Nicht normier-bar.

Und während wir noch streiten,
applaudiert der Algorithmus.
Denn Empörung bringt Reichweite,
und Spaltung Klicks.

Doch was wäre,
wenn wir stattdessen das Wunder feiern,
dass es jeden von uns nur einmal gibt?

Denn - Erinnern wir uns:
Die Zeit verrinnt wie Wasser
nicht dramatisch,
aber stetig.
Und wir können Frieden, Freundschaft und Nähe
nicht für später aufheben
denn Später ist ein Dieb.
Es stiehlt uns das Jetzt.

Wir arbeiten wie Blöde,
um Geld zu verdienen,
nur um anderen beim Leben zuzusehen.

Wir kleben am Bildschirm und buchen Waldgänge,

bezahlen für Sonnenaufgänge mit Deutung und kaufen

Weltbilder wie fremde Gebisse teuer, schick und selten passend.
Lassen uns erklären,
wie wir lieben sollen,
fühlen,
sein
von Serien, von Werbung, Coaches
und Algorithmen.

Doch das Leben
das echte Leben
kann man nicht liken oder konsumieren.
Man kann es nur selbst erleben.

Und vielleicht
vielleicht bin ich alt.

Aber ich war dabei
damals,
als Hoffnung noch nach Patchouli roch,
mit unserer eigenen, unverkennbaren Musik im Blut
und Feuer im Herzen,
um zu tun,
was wir wollten.

Margeritenblüten

Als Hoffnung noch nach Patchouli roch

Ein poetischer Ruf an das echte Leben

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Petra Voithofer - myHoroskop

Astrologin und Autorin